„Stell dir vor, es ist Schule, und keiner geht hin!“

Unerhörte und unanständige Gedanken eines alternden Schulmeisters

Da suchten sie beim „Bund“ die kongeniale Idee für den neuen Essay-Wettbewerb:

– Leute, kennt ihr noch die Parole aus den 80ern, Nato- Doppelbeschluss und so?

– ‚ Stell dir vor, es ist Krieg- und kein er geht hin!‘ ?

– Genau. Und jetzt, in den Zeiten des Lehrplan 21- Harmos-Doppelbeschlusses schreiben wir aus—

– …. Genau! ‚ Stell dir vor, es ist Schule – und keiner geht hin!‘

– Könnt ihr nicht machen. Kriegen wir nie durch beim Alten. Es muss positiver sein! Schule hat doch nichts mit Krieg zu tun!

-Ist doch nur alle –gorisch gemeint!

-Alle – Hop!

So ein Seich, Schule = Krieg, so ein -Seich…

-Also gut, drehen wir den Spiess um: ‚Stell dir vor, es ist Schule, und jeder geht hin….‘

-Genau- d a s wäre konstruktiv!

– Konstruktiv- destruktiv -Ja sind wir denn ein Kirchenblättchen?

– Hej-hej-hej…..

Hej-hej- halt, liebe RedaktorInnen, das ist so nicht richtig. Schule hat mehr mit Krieg und Militär zu tun als Sie glauben…. S i e leben im Lande Pestalozzis, der da in seinen Schriften Sätze schrieb wie diesen:

„Kann der Schwertschlag, der durch den Hals geht und den Verbrecher vom Leben zum Tod bringt, eine grössere Wirkung haben als der Übergang von von der lang genossenen, schönen Naturführung zum erbärmlichsten Schulgang auf die Seele des Kindes?“

Schwerter zu Pflugscharen! -Möchte man im Tonfall der 80er Jahre Proteste antworten, und Pestalozzi hat ja wirklich versucht, seine aufklärerische Pädagogik in die Praxis umzusetzen.

Er hatte dann allerdings nie die Chance, seine kinderfreundliche, kooperative, selbstbestimmte Reformschulen in Burgdorf und Derendingen zur Modellschule weiter zu entwickeln.

E r hatte nur die ‚Chance‘, die vielen Armenhäuslerkinder und Kriegswaisen kostengünstig ‚aufzufangen‘ und zu beherbergen, und bekam von den Gemeinden gerade mal ein altes Haus und ein marginales Gehalt dafür. Er machte aus der Not eine Tugend und in den altersdurchmischten Klassen, weil er keine Lehrer bezahlen konnte, die grossen Schüler zu Assistenzlehrern.

„Kooperative Lernformen – Kompetenzorientierung – Selbstbestimmtes Lernen“ nennt das der neue Lehrplan 21.

Die Staatsschule damals – auch die in der Schweiz – nahm sich weiss Gott nicht an den pädagogischen Improvisationen eines Pestalozzi ein Beispiel. Schliesslich sollte sie Staatsbürger formen und keine Künstler. Stattdessen- Soldaten und Untertanen….

Pestalozzi war eben ein Mann der Revolution , ein glühender Anhänger der Lehren des grossen Pariser Philosophen und Pädagogen Jean Jaques Rousseaus ( auch ein Schweizer!) Damit war er ein Kind seiner Zeit, vergessen wir nicht, dass die „Radikalen“ wie er, die „Radikalen Liberalen“ nannte man sie später, damals, während der Zeit der europäischen, adligen „Heiligen Allianz“ gegen Demokratie und Menschenrechte, mit den Burgdorfer Brüdern Snell und deutschen Lehrerseminaristen als Vordenker und Ulrich Ochsenbein aus Nidau/Biel an der Spitze die heutige demokratische Schweiz erstritten!

D i e hatten Ziele, d i e waren Philanthropen und Pädagogen, diese Politiker der radikalen Aufklärung, und wollten den freien Menschen wieder erschaffen. Denn Rousseau hatte gezeigt: Eigentlich, im Naturzustand, v o r den Sklavenhaltergesellschaften, w a r der Mensch frei! Dazu sollte ihn die Schule rück -erziehen, eine Re-formation, eine Re-Naissance….

Nein- als dann die Schulpflicht allgemein wurde und die Schule zur Staats-„Anstalt“, spätestens seit 1848, gab es von Pestalozzi, zumindest in Deutschland, vielleicht noch seinen schönen Namen. Es gab hunderte‘ Pestalozzi -Volksschulen‘ im vergangenen Jahrhundert. Ich ging auch auf eine! Seine selbstbestimmten Schüler-Schulen allerdings wurden ganz schnell und vollständig vergessen. Sie waren nützliche, aber gefährliche Improvisationen gewesen. Jetzt brauchte es : Staatsschulen!

Ich ging auch auf eine Pestalozzi-Schule.Die Lehrer dort Ende der 1950 er Jahre waren fast alle schneidige, arische junge Männer. Die Schule war auch nach dem Krieg schnell von „Adolf Hitler Schule“ wieder in Pestalozzi-Schule zurück umbenannt worden. Das Personal war geblieben, und sie waren durch und durch ‚unpolitisch‘ geworden. Ihre Ziele?

1. Ordnung, 2.Ordnung, 3. ANSTAND. Die hatten sie aus der 1000-jährigen Zeit vor dem Krieg mitnehmen können.

Einmal, als ich im Auftrag meines alten, dicken und sehr kinderfreundlichen Klassenlehrers

( e r pflegte, als Einzelgänger, die schülerbestimmte, forschende und narrative Reformpädagogik aus den 20er Jahren ) an der Tür der Nachbarklasse klopfte und sofort eintrat, um zu sagen, wofür ich geschickt wurde, ergriff mich der dort regierende schneidig-junge Klassenlehrer bei meinen kurzen Schläfenhaaren, dreht sie so lange, bis die Tränen bei mir spritzten und ich schreiend in die Knie ging.

Um mir dann, dem knienden Delinquenten, mit seinen grossen, sportlich gestählten Handtellern links und rechts eins an den Kopf zu schlagen, dass ich Sterne sah und rasende Kopfschmerzen bekam. Und zu sagen: „Jetzt gehst du noch einmal heraus, klopfst an und wartest, bis ich ‚Herein‘ gerufen habe. Vielleicht weisst du dann, was ANSTAND heisst!?‘

20 Jahre später habe ich in der selben Stadt als Volksschullehrer unterrichtet, und zwar nach einem Neuen Lehrplan : reformpädagogisch, schülerzentriert , für Chancengleichheit, und in ihm fehlten sicherlich die Ziele ORDNUNG , ORDNUNG, ANSTAND. Trotzdem war ich weit und breit der einzige in meiner Schule, der dem vorgeschriebenen Lehrplan folgen wollte. Meine Kollegen folgten dem alten, ungeschriebenen Lehrplan der paramilitärischen, preussischen Erziehungsanstalt…..

Nein- die Lehrer meiner frühen Kindheit hatten schon immer nach den ‚Zielen‘ des eigentlichen Lehrplans gehandelt, der ungeschrieben ist und HEIMLICHER LEHRPLAN heisst, und in den industrialisierten Staaten Mitteleuropas bis heute d e r Renner unter den ‚Pädagogen‘ ist……

Gut in der Schweiz war das alles ganz anders: H i e r gab es k e i n e Nazis, keine Begeisterung für die preussische Volksschule, die sich quasi als Vor-Kadettenastalt definierte, Sport ‚Exerzieren‘ oder ‚ Leibesübung‘ nannte und offensichtlich vor allem betrieben wurde, um aus den jungen Untertanen gute Kanonen herstellende Fliessbandarbeiter und später auch gutes und williges Kanonenfutter zu machen. (Es gab ja auch keine Waffenindustrie hier).

Oder doch? Hatte die Schweiz d o c h ein Faible fürs Militärische, für Soldatendisziplin, für Ordnung und Sauberkeit als Werte a n s i c h ? Anknüpfend an ihre 200 Jahre währende ‚Industrie‘ mit dem Humankapital ‚Söldner-Heere für Europa‘?

Kennen Sie den „Schweizer Kas“ aus Grimmelshausen Simpliccissimus-Epos, den durchlöcherten Veteranen des 30 -jährigen Krieges ,als Inbegriff des „Schweizers“, den jede kriegführende Macht in Europa gleich zu tausenden, als Kompagnie, bei Schweizer Kleinstaaten mieten konnte? Oft standen so die Schweizer Elitekämpfer gegeneinander im Feld und durften sich gegenseitig abschlachten. Oder die tausenden Schweizer Leibgardisten von Louis 14 bis Louis 16 am französischen Hofe, die den König als Bodyguards gegen die Revolutionäre beschützte?

Ist denn nicht die Miliz-Armee immer noch der Karriere-Macher Nummer 1- auch wenn wir so herzlich lachen über „Achtung, fertig, Charlie“? Warum hört man hier in den Lehrerzimmern in der grossen Pause noch immer so oft die Wörter ORDNUNG und ANSTAND ? Und zwar als das, was fehle, vor allem natürlich den Schülern mit MIGRATIONSHINTERGRUND? Den ‚Usländern‘?

Wie kann das übrigens sein, dass denen soviel fehlt, wo doch die Schweiz seit dem Balkan- Bürgerkrieg so gut wie keine Asylanten mehr aufnimmt, also bedürftige ‚Usländr‘ ( die nur Kosten verursachen)?

Sondern nur noch hochqualifizierte Spezialisten und Ex-Pads !

Innerhalb der letzten 20 Jahre ( der Zeit des einmaligen Schweizer europäischen Sonderweges und Aufstiegs zur bewunderten Welt-Wirtschaftsmacht) hat das Land den grössten Ausländeranteil Europas ‚bekommen‘: Jeder vierte hier kommt nicht aus der Schweiz. Weltwirtschafts-Erfolg vielleicht – d a n k der vielen Fremden?

W e i l die MIGRANTEN-Eltern dieser Kinder angeblich oder tatsächlich etwas haben und können, das die KMU und die Personalabteilungen der grossen Konzerne so händeringend auf den Arbeitsmärkten Europas und Asiens suchen? Und zu Hause unter den Ordentlichen und Anständigen so selten finden ?

Ist es am Ende s o: Die Werte des heimlichen Lehrplans : 1.ORDNUNG, 2.ORDNUNG, 3.ANSTAND, also die Leitplanken der ‚Pädagogik‘ so vieler Lehrer seit 100 Jahren, o h n e Migrationshintergrund, sind überhaupt nicht die Werte und Kompetenzen, die die Wirtschaft- und vielleicht auch der demokratische, selbstbestimmte Modellstaat Schweiz brauchen?

Das heisst: D i e s e Schule ‚erzieht‘ ihre Delinquenten total am Markt, an den Bedürfnissen der Gesellschaft- u n d an der Verfassung der Schweiz vorbei? Immerhin haben wir mit der Übernahme der Uno-Kinderrechtskonvention eine der fortschrittlichsten und kinderfreundlichsten Verfassungen der Welt!

Meine Tochter hat eine Lehrerin, die ist jung und schön und klug und modern. Also alles, was so eine Dreizehnjährige braucht, die auch nicht hässlich und für die Schönheit auch ein Thema ist, die Vorbilder sucht…., die nicht so unerreichbar sind wie ihre schöne, blonde, bayrisch-slawische Mama- und dazu keine Konkurrentin !!

Denn blond ist auch meine Tochter- aber „Frau F.“ ist eben schwarz wie viele Schweizerinnen, mit und ohne Migrationshintergrund. Aber nicht an Haut- an Haaren!

Bei einem Volk wie den Helvetiern, die vor knapp 2000 Jahren mit der gesamten Bevölkerung ( mehr als eine halbe Million)den Exodus probierten und vor ein paar tausend blonden Alemannen dorthin flohen, von wo die meisten 1000 Jahre vorher eingewandert waren- nämlich nach Südfrankreich, oder Ligurien, auf jeden Fall ans Mittelmeer- ist das normal. Alle „Siedler“ waren ursprünglich Seefahrer und kamen aus Afrika…

Hätte Cäsar sie nicht aufgehalten mit seinem „Bello Gallico“ und ihnen das freie Geleit ’nach Hause‘ versprochen,- wäre die Schweiz heute leer- oder, noch schlimmer, voller grosser, blonder Germanen -‚Allemands‘- Allemannen!

Überhaupt finden meine grossen blonden Kinder, alle mit der Mama aus dem grossen nördlichen Kanton eingewandert, dass die meisten Schweizer aussehen wie Italiener (Ligurer) oder Südfranzosen .Und wir lieben die Ligurer und die Gallier! Aber – diese hier sprechen alle „dütsch“!

Nicht zu verwechseln mit „deutsch“, was wir zu Hause sprechen (übrigens eine der drei Landessprachen in der Schweiz ), was aber, zumindest für meine Kinder, in der Öffentlichkeit verboten ist, wenn sie nicht unangenehm auffallen und jeden Kontakt zu Einheimischen verlieren wollen.

Das ist ein bisschen so, wie es mir mit Englisch und meiner langen Nase einst im chinesischen Wuhan ging oder Levi -Strauss in den „Traurigen Tropen“ Amazoniens: Wenn du dich äusserlich oder sprachlich als fremd outest- gehörst du nicht dazu: „Wir müssen draussen bleiben“ (stand früher auf einem Schild für Hunde in den Fleischereien).

Sobald du in die Nähe kommst und man hört dein Deutsch- ersterben die Gespräche- und fängt das Starren an.

Die schöne schwarze Lehrerin – übrigens auch politisch natürlich korrekt, rot-grün, was sonst, grossstädtisch, dazu betreibt sie täglich einen Klassenchat – hat kürzlich im Politikunterricht ein Arbeitsblatt verteilt mit einer Grafik zur „Bevölkerung der Schweiz“, und die bestand aus einem Kreis mit Dreivierteln „Bewohnern“ und einem Viertel : „Ausländern“.

„Was für eine Rassistin!“, meinte meine Tochter- und vorbei war es mit dem Schwärmen für die coole Lehrerin. Denn das Mädchen ist ja, wie ihre knapp 10 Jahre ältere Lehrerin, in diesem Land geboren, ununterscheidbar „dütsch“ in Sprache und Aussehen. Aber jetzt hat sie auch amtlich, gedruckt und kopiert, was sie ihr Leben lang täglich zu spüren kriegt:

Sie gehört nicht dazu! Sie bewohnt das Land – und ihre Eltern unterhalten es auch mit – aber sie ist seit Geburt keine Bewohnerin. Was dann?

In der allemannischen Schweiz hätte ein Haut-schwarzer Präsident wie in den USA keine Chance, gewählt zu werden, schon die „welschen“ (Schimpfwort in Deutschland während der Hetze gegen die Franzosen vor dem 1.Weltkrieg) Bundesratspräsidenten sind kaum auszuhalten, weil die ja unverständlich Welsch sprechen oder Hochdeutsch und nicht Dütsch!

Ich habe mich also als alter, reformpädagogischer Lehrer-Kollege dieser modernen, jungen, schneidigen Lehrerin gefragt: Was sind eigentlich ihre wirklichen, wahren Werte? Wozu erzieht sie ihre SchülerInnen, und: nach welchen „objektiven“ Kriterien sortiert sie sie ins „Töpfchen“ oder „Kröpfchen“?

Denn das ist ja noch immer-oder sogar immer mehr – eines der Kerngeschäfte der Lehrer ( ab Klasse 5 bis Klasse 9): Die SELEKTION. Und da zittert meine Tochter, der ihr ganzer Fleiss, ihr vorbildliches AHV, ihre amtlich geprüfte Hochbegabung (IQ 130) und die vielen bisherig guten und sehr guten Noten nicht mehr helfen, wenn aus unerfindlichen Gründen i h r e PP-Vorträge nicht mehr 5.5, sondern 4.85 sind ( aus unerfindlichen Gründen) und die eigentlich sichere Deutschnote kippt. Ich rat ihr übrigens nur: schleimen, schleimen, schleimen. Du bist augeliefert!

Wo sind die „wahren“ Kompetenzen nach Meinung der alle Macht besitzenden 23 jährigen Junglehrerin, die sie bei ihrer (wissenschaftlich belegt) sehr subjektiven Notengebung u n d Einschätzung des Arbeits-und Lernverhaltens meint?

„Ob einer in den Gymer gehört oder nicht- ob einer Sek oder Real ist- das spürst du sofort!“ ist einer der von mir in meinen 13 Jahren Volksschullehrertätigkeit im Kanton Bern am häufigsten gehörten Sätze. Und die Lehrerkollegen, die diesen Satz so gerne und selbstbewusst sagen, sind amtlich bestellte und abgesicherte „Experten“ mit einem „Expertenurteil“. Und die Kinder mit Migrationshintergrund ( z.B. meine) sind grundsätzlich ’schwierig‘.

Diese Pädagogen sind ausgestattet mit der Macht, über ganz viele Lebensläufe zu entscheiden. Natürlich mit Noten und Kriterien- aber eben, als „Experten“, immer auch mit viel Ermessensspielraum: „Gefühl“. Da wäre es doch interessant: Was f ü h l e n diese Kollegen und Kolleginnen, was sind i h r e Werte und Einstellungen, und wo werden die gebildet und überprüft?

Lehrplan 21 – oder, wie schon immer – ‚HEIMLICHER LEHRPLAN‘ ?

Verräterisch oft wird über fehlenden ANSTAND, über Unfähigkeit zu Ordnung und zur Selbststeuerung geredet, über Dummheit und fehlenden Respekt. Also werden exakt d i e Wörter benutzt, die ich auch schon als junger Schüler und junger Lehrer um die Ohren geschlagen bekam, wenn die Rede von mir oder der jeweils neuen jungen Generation war.

So dumm kann die NEXT GENERATION aber gar nicht sein- wenn wir bedenken, dass diese Jungen die Start Ups gegründet haben, die heute die IT-Weltwirtschaft anführen, dass im Gegensatz zu früher ( wo alles besser war) heute das Weltwissen sich jährlich mehrfach verdoppelt… Und sie halten mit, diese dummen, unanständigen Jungen……

Reaktionäre Lehrer? Ja- sie re- agieren fast nur noch, die Kollegen, auf eine angeblich durchweg aufsässige oder verlogen ‚brave‘ Jugend, die ihnen nicht traut. Aber weiss, dass sie ihnen, die keine Ahnung von der Welt von morgen haben, ausgeliefert ist. Was ihre Zukunftschancen angeht.

Kein Wunder- haben wir doch in unseren Schulen die Selektion in d i e Entwicklungsjahre gelegt, in denen aus Kindern junge Frauen und Männer werden, die Erwachsenen von morgen, und neuronal , organisch wie hormonell soviel im Umbruch ist, dass eigentlich kein Platz mehr bleibt für die Werte von gestern: ORDNUNG, ORDNUNG, ANSTAND.

Nur, wer genügend Chaos in sich trägt, kann einen neuen Stern gebären- hat NIETZSCHE gesagt… Natürlich braucht es auch Ordnung, um das Chaos zu bändigen und daraus ein Projekt zu machen. Aber w o lernt man das? Wenn man 7 Lektionen hintereinander lang 15 verschiedene Arbeitsblätter – die hinterher eh fortgeschossen werden – brav ausfüllt mit irgendwelchen ‚Anwendungen‘, hundertmal dieselben, in leichter Abwandlung, damit sie es „läääre“ mit ihren angeblich leeren Köpfen?

Als vor einigen Jahren das „Lob der Disziplin“ von Bernhard Bueb in Deutschland erschien, war das wochenlang in meiner Schule d a s Pausenthema unter den Lehrern ( Ich glaube, k e i n e r hatte es gelesen, denn es war überhaupt nicht so reaktionär, wie es gehandelt wurde ).

Es wurde unter verdeckter Hand sogar über die Wiedereinführung der Prügelstrafe spekuliert, mit glänzenden Augen, und auf jeden Fall wurde zur nächsten Lehrerfortbildung der damalige Berner Zuchthausdirektor eingeladen als Fachmann für Strafen und Disziplin.

Und tatsächlich- dieser Ex-Pfarrer war genauso zynisch, wie er auch im „Bund“-Interview erschienen war: Er propagierte, dass die (vor allem männliche) Jugend n u r durch Triebverzicht und Lustentzug zu bändigen sei, dass er – wenn einer nur den ANSTAND beim Gespräch mit ihm fehlen lasse und ‚Duzis‘ mache, Internet – und Medienentzug die Folge sei, und dass das immer seine Wirkung habe: ‚Nach drei Tagen kommen sie angekrochen!‘

Dass er ein Mann des angeblich liebenden, christlichen Gottes war, machte die Sache nicht besser. Liebe hatte der nur frei nach dem Motto der bösen Tante aus Tommy Ungerers „Drei Räuber“ : „Ohne Hiebe keine Rübe. Ohne Rübe keine Liebe!“

!

Sind wir da nun endlich bei den ‚heimlichen‘ Werten der Zivilisation angekommen? Wo der HEIMLICHE LEHRPLAN abgeschrieben wurde? Calvin – statt Rousseau? Beide waren Genfer. Finden wir die Antwort auf die Gretchenfrage in Genf?

Immerhin war auch Mary Shelleys Victor Frankenstein ein Genfer, und seine Vision, mit Hilfe der modernen Naturwissenschaften den Menschen als Ganzes erst einmal in seine Einzelteile zu zerschneiden ( Anatomie), um ihn dann als einen Roboter aus Fleisch und Blut neu zu erschaffen, ist heute, 200 Jahre später, brandaktuell.

Ein vierter Genfer, Jean Piaget, d e r Psychologe der Pädagogen, hatte nicht nur die Vision einer Pädagogik, die Traum, Spiel und Kindheit total zum Verschwinden bringen und verwandeln würde. In erwachsene, vernünftige, triebverzichtende Kognition = Kopfsteuerung.

Er gibt heute seinen Namen für ein Forschungsprojekt der ETH Lausanne, das neue, denkende Roboter entwickelt, die den Menschen ersetzen sollen. Wie Frankensteins Monster!

4 grosse Genfer (Schweizer, von heute aus gesehen). Wir suchen in Genf die Quellen für die Werte bildenden Visionen des Schweizer HEIMLICHEN LEHRPLANS. Aber alle guten Dinge sind nun einmal nur drei, und da sortieren wir am besten den Radikalen, den politischen Träumer, Rousseau aus .

Und nicht den fiktionalen Dr. Frankenstein, denn seine Visionen sind bald alles andere als fiktional: Sie werden gerade Wirklichkeit!

Rousseau hatte kürzlich 200 Jahre Todestag- und es blieb erstaunlich still in der Schweiz um diesen grössten und folgenreichsten Schweizer aller Zeiten. Immerhin hat er erst die amerikanische Unabhängigkeit und dann die französische Revolution ausgelöst.

Die wenigen Ehrungen hoben gerne ab auf seinen utopischen, reformpädagogischen Erziehungsroman „Emile“ und verglichen seine Visionen einer humanen, demokratischen Schule mit seiner privaten Erziehungspraxis, wo er so jämmerlich gescheitert sei. Und unterschlagen natürlich – was sie in seinen ‚Confessions‘ hätten nachlesen können – dass er durch die Schweiz und halb Europa mit Steckbrief gejagt wurde als Autor aufrührerischer Freiheits- und Demokratie Schriften, und seine Kinder verlassen musste– wollte er nicht im Gefängnis landen.

Das machen sie übrigens auch gerne mit Pestalozzi und ‚Lienhard und Gertrud‘. So stellen sie nicht nur das Privatleben der Visionäre an die Wand, sondern mit ihnen auch, unausgesprochen, ihre Visionen: Es geht ja gar nicht, was die wollen: Selbstbestimmte Kinder, freie Schule, natürliches Lernen mit Lust, sie haben es ja selbst nicht hingekriegt.

Bleiben also die drei technokratischen ‚Visionäre‘ – die eigentlich alle von einer Zukunft träumten, in der die Leiblichkeit und die Seele des Menschen nicht mehr stört, weil wir sie entweder durch rigide Selbstzucht und Enthaltsamkeit ausgetrieben haben- oder gleich durch perfekte, von Menschen -Göttern in Weiss erdachte Maschinen ersetzt.

Ist das die Zukunft? Die Zukunft des Kapitalismus, dessen geistigen Ursprung Max Weber ja so luzide aus den mönchischen Ritualen der Calvinisten entwickelt hat? Die äusserlich – bis auf die Uhr- auf jedes Zeichen von Wohlstand und Behaglichkeit verzichteten, um zu den Auserwählten zu gehören. Deren Auserwähltsein – und „natürlicher“ Herrschaftsanspruch – sich allerdings bemisst an der tatsächlichen Grösse ihres geheim gehaltenen Bankkontos!

Danke dem Bankgeheimnis, es scheint Ausdruck der Calvinschen Prädestination zu sein. Wer sich eine Bank mit Schweizer Bankgeheimnis leisten kann, hat es verdient. Gott hat ihn oder sie prädestiniert, sie sind zu Recht die Herren der Welt!

Mir kommt auf meine alten Tage der Verdacht, dass seit Calvin die immer reicher werdenden städtischen Patriziate, später Fabrikanten, noch später Banker und Grossinvestoren dieses Versteckspiel perfektionierten, um ihre wirkliche Macht zu verbergen- und da ist der Bogen zurück zum Thema HEIMLICHER LEHRPLAN gespannt:

Vielleicht werden diese enormen reformpädagogischen Anstrengungen auf Papier, die vor allem die Erziehungsdirektoren, Buchverlage , Lehrplanautoren und PHs betreiben, bewusst inszeniert, um von der tatsächlichen Aufgabe der Schule abzulenken: Dem HEIMLICHEN LEHRPLAN. Sein Ziel: Die Verdummung der Massen, die immer klüger zu werden drohen.

Vielleicht hat der amerikanische Jude Donald Rumsfeld vor einem Jahrzehnt die Schweiz ja deswegen so genannt: ‚Das dunkle Herz Europas‘? Weil der europäische Kapitalismus – also die westlichen Demokratien- von immer den gleichen Oligarchien beherrscht wird, die in unserem Land ihren immensen und potential wachsenden Reichtum ver-bergen?

Der Neurologe Gerald Hüther hat in einer grossangelegten Studie nachgewiesen, dass die Schule natürliche, angeborene Hochbegabung – die er bei 80 % der Schüler der ersten Klasse nachweist- Jahr um Jahr abbaut, bis nach 9 Schuljahren noch ganze 2 % nachweisbar sind.

Und alle, die als Lehrer versuchen, diesen Prozess aufzuhalten,die die jeweils aktuellen (und immer schülerfreundlichen, fördernden) Lehrpläne umsetzen, werden die Erfahrung kennen, dass sich ihnen so oft „die Wirklichkeit“ in den Weg stellt. Das heisst vor allen: alle die normalen Kollegen, die wie jeder vernünftige Mensch mit Riesenstapeln von Arbeitsblättern aus dem Internet die Kinder bürokratisch abrichten, Schulleiter und Inspektoren, die jeder Art von Projekt, das aus dem 45 Minuten Raster fällt, mit Misstrauen begegnen.

Sie alle können schnell Anstoss nehmen daran, dass man lebendigen, kooperativen, lauten und lustigen Unterricht macht ( wie es der Lehrplan vorschreibt!).

Ich habe als Junglehrer damals im Ruhrpott trotz Verbeamtung auf Lebenszeit nach 5 Jahren Schule den Bettel hingeschmissen und bin in der Folge 20 Jahre im Kindertheater untergetaucht, weil ich diesen Spagat nicht aushielt. Danach stieg ich noch einmal ein- und bin schon seit 15 Jahren dabei.

In der Schweiz, im Kanton Bern. Klassenlehrer, Sprachlehrer, Gestaltenlehrer, Werklehrer… Das spricht für die Schweiz.. Die Spielräume sind hier deutlich grösser, guten Unterricht machen zu können und jetzt, mit dieser Revolution von oben, mit dem LP 21,wollen sie uns sogar dazu zwingen.

Halt -Zwingen? Zur Freiheit? Kreativität anordnen? Geht das? Nein. Na ja, nicht mit den Alten (wie mir). Aber mit den Jungen! Nein, sage ich, bestimmt nicht mit allen.

Ich habe lange selbst an der Hochschule Lehrer ausgebildet. Immer mehr StudentInnen treffe ich dort, die eigentlich auf die ETH wollten, die sich zur Elite zählen ( zur geistigen, weil sie es familiär oder wirtschaftlich von Geburt an schon sind). Und die an der ETH durchfielen, weil die dummerweise, um ihre „Exzellenz“ zu behalten, international selektioniert und Ausländer vorzieht. (Sehr zum Missfallen der AUNS und der SVP)

Will sagen: Viele der neuen, jungen LehrerInnen haben das klassische Problem der verletzten Narzissten: Sie fühlen sich verkannt, sehen sich selbst als unentdecktes Genie, und wollen diese Entdeckung nun weiss Gott keinem ihrer Schüler – vor allen nicht denen, die keine ‚Bewohner‘ sind und ohne Heimatort – zuerkennen. Also Talent ausser bei sich selbst entdecken? Kaum.

Natürlich- sie haben all Seminare zu den kooperativen Unterrichtsformen besucht. Das ist Standard mittlerweile. Aber was sie vor allem mitgebracht haben von der PH und vom I Mac zu Hause, ist die Digitalisierung jeder Beziehung und Kommunikation: Sie fangen mit Power Point an, sie hören damit auf , dazwischen liegen die allseits bewährten Arbeitsblätter zum Ausfüllen-

in Klassen mit I-Pad natürlich digital. „So machen die das an der PH auch, unsere Lehrer“, sagen sie, und beschränken den Direktkontakt mit der Bestie Schüler auf das Notwendigste.

DAS sei modern! Sagen dann auch meistens die Dozenten, die sie in der Schule betreuen…..

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